Biografie

Lemi & Mark

Ein Streifzug

Es waren unglaublich starke musikalische Jahre, die Siebziger. In unserer Stadt gab es im zentral gelegenen Jugendhaus eine stetige Konzertreihe, Folkmusik aus Irland, Schottland, Griechenland, Frankreich, aber auch aus Peru, Bolivien und einigen anderen Ländern. Daneben die vielen Songwriter, wie David Qualey, Dave Inker, Alex Campbell, John Gillard oder auch Sinti-Jazz von Häns‘che Weiß, Titi Winterstein, Bossa von Evaldo Montenovo, und, und, und.
All das, nahezu wöchentlich stattfindend, beeinflusste und motivierte uns Jugendlichen in unserer eigenen musikalischen Erlebniswelt.

1976

Ein Glück, dass wir uns damals mit der gleichen Vorstellung des Musikmachens kennengelernt haben. Von dem Tag an war es schwer, uns anderswo, als im Dachboden des Jugendhauses anzutreffen - wir waren am Schaffen. Binnen zwei Monaten war ein Konzertprogramm auf die Beine gestellt.
Im VW-Käfer tourten wir inklusiv 7 verschiedener Gitarren und einer kreditfinanzierten Anlage durch das Alpenvorland und darüber hinaus. Eine der exotischeren Reisen führte uns nach Südtirol und brachte uns in Kontakt mit Peter Ghirardini aus Bozen, einem Produzenten mit eigenem Tonstudio. Damals war das Equipment eines Studios schier unerschwinglich, geschweige denn die Herstellung von Vinyl-Schallplatten.
Wir hatten so ein Glück! Ein Plattenvertrag! Ein kleines Wunder!

Eine weitere exotische Reise führte uns über diverse Vorausscheidungen letztlich nach Luxemburg zu einer Liveübertragung von Frank Elstners Radiosendung.
Mit dem lateinamerikanischen Song „Sueno Moreno“ lieferten wir einen äußerst verzwickten Beitrag ab. In Ponchos gekleidet sangen und spielten wir fast um die Wette mit unseren Instrumenten. Es kamen unsere Stimmen, eine Gitarre, ein Charango, eine Rassel und zwei Flöten, gleichzeitig aus einem Mund gespielt, zum Einsatz. Das Bild war köstlich, die Flöten leider vertauscht im Mund, aber dabei sein war alles. Drei Tage umsonst im Sheraton, das war eine heiße Nummer.

1978

erschien dann unsere erste Schallplatte „Freight Train“, zunächst noch als Musikkassette.
Die Kassetten kamen frisch aus dem Werk, während wir in Bozen noch ein Konzert spielten. Noch in der Pause konnte mit dem Merchandising (das Wort gabs damals noch gar nicht) begonnen werden. Doch bereits nach den Zugaben kamen schon die ersten Reklamationen: die Kassette ist total übersteuert! Die zerrt ja wie Sau! Alle bekamen eine neue umgetauscht.
Wir waren ziemlich vor den Kopf gestoßen, trotz „made in Italy“.
Die Arbeit im Studio hat uns Riesenspaß gemacht. Wir waren wirklich perfekt aufeinander eingespielt, nach zwei Tagen war alles im Kasten, es konnte abgemischt werden. Es gab damals zahlreiche private Radio- und TV-Sender in Italien. Das brachte uns einige Interviews und sogar einen Fernsehauftritt ein - köstlich, welch amüsante Erlebnisse damit verbunden waren.
Ado Schlier stellte im Bayrischen Rundfunk in einer seiner beliebten Radiosendungen unser Erstlingswerk vor.

1979

kam die Platte „The Ferry And Other Moods“.
Während die erste Platte noch überwiegend mit Coversongs bestückt war, kamen jetzt schon deutlich mehr eigene Songs auf die Setlist. Die Besetzung haben wir zu einer Band erweitert, in der Rainer Hallhuber den Kontrabass, Herbert Wiedemann Klavier und Borislav Prelevic Cello, bzw. Schlagzeug spielten.
In unserer Stadt gibt es das wunderschöne alte Stadttheater, Platz für 600 Zuhörer. Wir hatten das Haus voll, um unsere neue Platte vorstellen zu können. Bereits im Jahr davor durften wir jede Menge Sympathie unserer Fans spüren. Ein Konzert im Jugendhaus war dermaßen überfüllt, dass wir vermutlich bis heute den Besucherrekord halten.

1981

überraschten wir unsere Fangemeinde mit Liedern aus der Feder von Markus mit deutschen Texten, die LP bekam den Titel: „Bedeckt mit Laub und Schnee“
Unser ganzes Konzertprogramm bestand aus Eigenkompositionen, instrumentalen Improvisationen bis hin zu Arrangements aus klassischen Werken. Durch das Mitwirken von Herbert Wiedemann bekamen unsere Arrangements ein neues Niveau und vielleicht haben wir damit unsere Fans auch ziemlich überrascht, aber die Publikumsreaktionen und die Kritiken bestätigten, dass der Weg richtig war - die Platte war äußerst beliebt. Wiederum im ausverkauften Stadttheater in Kempten gabs die Premiere.
Noch im gleichen Jahr, am 25. Oktober, setzten wir unser Abschiedskonzert an und verblüfften abermals unsere Zuhörerschaft. Das mit über 700 Besuchern ausverkaufte Konzert war von so guter Stimmung geprägt, dass uns niemand den Abschied glauben mochte. Wie recht sie doch hatten.

1982

fanden wir zusammen mit dem Gitarristen Helmut Bernhard eine neue Form des Zusammenspiels. Ohne jegliche Absprache, ohne eine Festlegung auf eine bestimmte Tonart begaben wir uns vor reichlich Publikum auf die Bühne, um mit ausschließlicher Improvisation eine höchst interessante Klangwelt entstehen zu lassen. Experiment gelungen.

In der Folgezeit entstanden durchaus neue Lieder und Neubearbeitungen früherer Songs, deren Umsetzung allerdings zunächst noch auf sich warten ließ.
Familie, Beruf und Privates standen nun im Vordergrund.

Es vergingen einige Jahre, wir machten beide ein Musikstudium (Markus am Carl-Orff-Institut in Salzburg, Lemi am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg). Herbert trat eine Stelle an der Hochschule für Musik in Oldenburg als Dozent für Klavier an und bekam etwas später eine Professur für Klavierimprovisation an der Universität der Künste in Berlin.
In dieser Zeit widmeten wir uns Projekten anderer Art. Es entstanden Publikationen für verschiedene Instrumente, z.B. Gitarre, Flöten, Percussion, Klavier (u.a. Herbert's Doktorarbeit) usw.

1997

war es an der Zeit, eine neue Formation aus der Taufe zu heben. Markus gründete zusammen mit Martin Odstrcil ein Singer/Songwriter-Duo, benannt nach der nordirischen Stadt Strabane.
Martin spielte bereits vor Gründung von Lemi & Mark zusammen mit Markus Heider in den Bands Spirit Union und der Bühler Teppich Salon Band (siehe 2004).
In den 80-ern trat Martin Odstrcil auch zusammen mit Kevin Coyne auf. Der 1944 geborene englische Songwriter erzählte mit seinen Songs skurrile Geschichten von merkwürdigen und bemerkenswerten Gestalten und von Facetten seines eigenen Denkens und Fühlens. Die Konzertreisen führten die beiden u.a. auch nach Österreich und Skandinavien.
Martin spielte auch danach immer wieder als Solist in Londoner Clubs.
Zu dem Buch "THE ART OF RACING IN THE RAIN" von Garth Stein schrieb Martin den Enzo's Song: „The Moment when you fall“.
Das Konzertprogramm von Martin und Markus' STRABANE umfasste eine Menge von eigenen Songs und Coverarrangements, zugeschnitten auf die Besetzung Gitarre und Gesang.

1999

entstand daraus die CD: STRABANE - „The Rotis Sessions“.
An einem Wochenende wurde diese Akustik-Schöpfung eingespielt und zwar im ehemaligen Refugium des verstorbenen Grafikers Otl Aicher in Rotis bei Legau.

2000

Bald danach stieß Lemi mit einem Akustik-Bass hinzu. In dieser Besetzung haben wir akribisch an neuen Stücken gefeilt, jeden Mittwochabend. Zeitweise spielten wir mit dem Schlagzeuger Karl-Heinz Frick, so auch bei den Aufnahmen einer Demo-CD im Tonstudio „Backyard“.
Dass wir in unserem Kemptner Publikum die treuesten Fans vorfinden, die die Konzertsäle immer wieder füllen, wussten wir stets sehr zu schätzen. Dass aber ein Konzert auch mal gänzlich anders verlaufen kann, erfuhren wir einmal in Waal bei Buchloe. Nachdem Anlage, Schlagzeug und die anderen Instrumente aufgebaut waren und Punkt 8 Uhr ein einziger Besucher den Saal „füllte“, kam es sozusagen zu einer bezahlten Probe. Als wir im Verlauf des Abends auf die Idee kamen, nach einem Song uns selber zu beklatschen, kam der Veranstalter aus der Küche gerannt im Glauben, der Raum hätte sich inzwischen gefüllt.

2002

Im Laufe der Jahre spielten wir mal zu dritt, mal zu viert Konzerte wie z.B. auf der Burghalde in Kempten ein internationales Begegnungsfest.
Oder auch bei der Zeugnisübergabe für Studenten im Kornhaus.
Ein besonderes Konzert soll hier erwähnt werden, nämlich die Veranstaltung in der Gandolfkirche in Hollfeld bei Würzburg. Noch nie hatten wir eine derartige Stille während eines Konzerts vernommen, fast schon gespenstisch, als wäre niemand außer uns im Raum. Für die Nacht waren wir in einem nahe gelegenen Schloß untergebracht. Dort lebt Jan Burdinski, ein in Kempten wohl bekannter Schauspieler und Regisseur (u.a. Altusrieder Freilichtbühne), der uns seine Wohnung überließ. Wir waren überwältigt von der Vielzahl lauter hochkarätiger Bücher. Nach dem Konzert gerieten wir dort noch in eine feiernde Gesellschaft und packten abermals unsere Gitarren aus. Der Abend war noch lang....

2003

Am 6. Januar, Dreikönig, machten wir Aufnahmen zu dritt im schönen Saal der Musikschule Kempten, ohne jegliche Vorahnung, dass daraus im Jahr 2017 eine CD entstehen sollte. An einem einzigen Tag spielten wir eine Vielzahl von Songs ein. Die Aufstellung der Mikrofone bedingte eine fertige, im Nachhinein nicht mehr korrigierbare Stereo-Abmischung. 2017 erfolgte lediglich noch ein intensives Mastering mit den heute genialen Möglichkeiten der Studiotechnik.
Eine einzige Pause, die wir im gegenüberliegenden Gasthof verbrachten, führte uns vor eine bittere Erkenntnis als wir in unsere Geldbeutel starrten – es reichte für jeden nur zu einer Suppe und einem Tee.
In dieser Zeit ergab sich bei einem Konzertbesuch die tolle Gelegenheit, einen Schnappschuss mit John Mayall höchstpersönlich zu ergattern. Auch er gehörte von Anfang an zu unseren Vorbildern.

2004

30-jähriges Jubiläum: „From Spirit To Strabane“ im Haus International (2 mal ausverkauft)
Ein Blick zurück: 1974 geben Martin Odstrcil, Markus Heider, Rainer Hallhuber und Hans Hönig im Jugendhaus ihr erstes Konzert. Im Alter von 14 – 16 Jahren spielen sie elektronischen Bluesrock und Punk. „Spirit Union“ nennt sich die Band.
„Zwei Jahre später haben wir uns vom Elektrosound verabschiedet und auf akustische Klänge umgestellt“, erzählt Markus. Wegen des neuen Proberaums im Stadtteil Bühl in Kempten, einem mit Teppichen ausgelegten Keller, nennt sich die Formation nun „Bühler Teppich Salon Band“.
In der Folgezeit gab es einige gemeinsame Konzerte mit Lemi & Mark. So wurde auch dieses Jubiläumskonzert mit projizierten Bildern und Musik eines breiten Spektrums aus der Vergangenheit gemeinsam gestaltet.

2005

Aufnahmen in Thal bei Wolfertschwenden im Unterallgäu. Zwei Tage mieteten wir uns in einen schönen großen Raum ein, um unsere aktuellen Songs einzuspielen. Diesmal bereits in 8-Kanal-Technik, was uns beim Abmischen doch deutliche Vorteile brachte. Auch damals hatten wir nie gedacht, dass dies einmal die 2. CD von „Art Of Song“ werden würde.
Erinnerungen an die unbeschreiblichen Riesenpizzen im nahegelegenen Gasthof und die Übernachtung im Schlafsack auf Isomatten und das 110 dB laute Schnarchen eines unserer Bandmitglieder werden wach.

2011

Es war eine super Idee, ein Tribute-Konzert für unser großes Vorbild Bob Dylan zu seinem 70. Geburtstag anzusetzen. Kaum zu glauben, wie groß das Interesse der Kemptener Dylan-Fan-Gemeinde an dieser Veranstaltung im Haus International war – wir mussten (durften) das Konzert dreimal spielen.
In der Vorbereitung ging es auch um die Frage der Band-Besetzung. Nachdem wir schon immer großen Gefallen an Dylans Album „Desire“ hatten, war es naheliegend, Ausschau nach einer Geigerin zu halten. Wir bekamen irgendwie den Hinweis, uns mal an Anita Lehmann zu wenden. Beim ersten Telefonat bekamen wir zunächst eine Absage, sie sei mitten im Umzug. Mit großer Überredungskunst gelang es uns doch, die Sache wenigstens mal anzuhören. Fortan fehlte sie bei keiner Probe – echtes Dylanfieber.
Anita konnte sowohl Scarlet Rivieras' herrliches Violinenspiel und Emmylou Harris' genialen Backgroundgesang in einer Person realisieren. Für uns ein unglaublicher Zugewinn.
In Robert Danzer fanden wir einen Musiker, der noch die alte Schule des Hammondorgelspiels beherrscht – ideale Ergänzung für unsere Dylan-Band.
Rainer Hallhuber (Kontrabass) und Hans Hönig (drums) mussten wir nicht lange überreden, mitzumachen – die Band war zusammen mit Lemi, Mark und Martin komplett.

2014

begannen wir die Zusammenarbeit mit Thomas Kleemaier, dessen Gitarrenstil irgendwo im Dreieck Leo Kottke - John Renbourn - Alex DeGrassi angesiedelt ist.
Wie so viele andere Gitarristen kam der gebürtige Kemptner durch Leo Kottke zur akustischen Gitarre und durch Stefan Grossman zum Blues. Musiker wie Beppe Gambetta, Woody Mann, Tim Sparks und andere schätzten bereits seine instrumentale Versiertheit und holten ihn zu gemeinsamen Auftritten in mehreren europäischen Ländern.
Bei Acoustic Records erschien 2001 seine Solo-CD „Short Stories“ mit 13 eigenen Werken.
In unserem Programm mit Thomas befindet sich nun wieder ziemlich viel Blues und Folk. Nachdem wir durch ihn wunderschöne Slide-Soli auf der Dobro, den fetzigen Rhythmus der Mandoline und auch den zarten Sound der Ukulele und selbstredend die Vielseitigkeit seines Gitarrenspiels hinzu bekamen, hat sich unser Stil in eine höchst lebendige Richtung bewegt. Auch seine bluesige Stimme bringt neue Facetten in unser Programm.

2016

Fünf Jahre lagen zwischen den beiden Dylan-Projekten. Diesmal, zum 75. Geburtstag, wollten wir einen etwas größeren Saal für das Konzert und fanden im Haus Hochland ideale Voraussetzungen dafür. Die festlich geschmückte Bühne bot eine ideale Kulisse und auch diesmal waren die Karten sofort vergriffen, das Konzert fand zweimal statt, trotz erhöhter Kapazität.
Mit von der Partie war auch Thomas Kleemaier (mit Dobro, Ukulele und Gitarre), mit dem wir ja bereits im Trio Musik machen.
Bereits beim vorigen Geburtstagskonzert versuchten wir, His Bobness persönlich über unser Vorhaben zu informieren, in der bescheidenen Hoffnung, er könnte vielleicht einen Gruß schicken, eine selbst abgeleckte Briefmarke oder einen seiner Hüte, womöglich sogar selbst.... Es blieb wie bereits in Stockholm bei der Hoffnung.

2017

Bob-Dylan-Tribute-Konzert im ausverkauften Kino Immenstadt mit Martin Scorsese's Filmdokumentation „No Direction Home“. Der Film lief 45 Minuten, als Markus die Gitarre von Bob überblendete und die Band, soeben noch im Dunkeln stehend, den Song übernahm. Diese Art von Konzert könnte ruhig öfter dargeboten werden – vielleicht wieder bei Bob's Achtzigstem?

In diesem Jahr folgte u.a. ein Konzert im Bahnhof Oberdorf, Veranstalter war die i.G. OMa. Beeindruckend, wie in solch einem kleinen Veranstaltungsraum so tolle Atmosphäre aufkommen kann - da kommen wir gerne wieder.